Knacken und Knirschen im Knie: Solltest du dir Sorgen machen?

Hast du ein Knirschen im Knie? Oder vielleicht sogar ein Knacken oder Reiben? Dann hast du dich bestimmt schon mal gefragt, woher diese Geräusche kommen und ob du dir deshalb Sorgen machen solltest. Keine Sorge, in diesem Blog Artikel werde ich dir alles erklären und dir zeigen, wie du damit umgehen solltest.

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Wie entstehen Gelenkgeräusche wie das Knacken oder Knirschen im Knie?

Zunächst einmal sollte gesagt werden, dass Gelenkgeräusche nicht gleich Gelenkgeräusche sind. Hier gibt es nämlich ganz viele unterschiedliche, die in der Literatur jedoch meist unter dem Begriff “Crepitus” zusammengefasst werden.

Ich werde aber im Laufe des Artikels etwas zwischen Knacken, Knirschen und Schnappen differenzieren.

Bevor ich die Frage auflöse, wie Gelenkgeräusche überhaupt entstehen, finde ich es interessant zu schauen, was die Leute denken, woher die Geräusche kommen.

Hier gibt es eine schöne Studie von Demoulin et al. (2018). Deren Untersuchung an der Wirbelsäule ist natürlich nicht 1 zu 1 übertragbar, aber einfach mal um dir eine Idee zu geben:

  • etwa 50 % der Teilnehmer schrieben die Gelenkgeräusche während der Wirbelsäulenmanipulation einer Verschiebung der Wirbel zu.
  • etwa 25 % der Teilnehmer glaubten, dass die Geräusche durch Reibung zwischen zwei Wirbeln verursacht wurden.

Schauen wir uns einmal das Knacken als klassisches Gelenkgeräusch an, dann ist es so, dass dieses durch eine ruckartige Bewegung entsteht.

Durch diese ruckartige Bewegung entsteht eine Art Vakuum oder Unterdruck im Gelenk. Dadurch können kleine Luftbläschen entstehen. Durch das Formen dieser Luftbläschen entsteht dann dieses knackende Geräusch. Also nicht mal, wenn sie platzen, sondern wenn sich diese Bläschen formen.

Knirschen im Kniegelenk entsteht in der Regel durch Reibung. Beispiele hierfür sind das Reiben von zwei Knochen aneinander, wie bei der Arthrose sowie eine entstehende Reibung am Knorpel oder Meniskus, wodurch ein Knirschen im Knie entsteht.

Außerdem gibt es auch noch so Dinge wie die Plica. Das ist eine Hülle, die um das Gelenk herum geht.

Knirschen im Knie - Plica
Abbildung der Plica mit Falte (rot eingekreist)

In der Plica kann sich eine Falte bilden, welche in das Kniegelenk reinragen kann. Auch hierdurch kann eine Reibung entstehen, die dann ein Knirschen im Knie auslöst.

Dann gibt es auch noch das Schnappen. Das passiert in der Regel, wenn ein Band oder eine Sehne über einen Knochenvorsprung reibt und dann wieder einrastet.

Natürlich gibt es noch mehr Gelenkgeräusche, aber ich würde es erstmal bei diesen drei Arten belassen.



Sollte man sich Sorgen machen (auch bei Gonarthrose)?

Zunächst einmal müssen wir in zwei Kategorien unterteilen.

Einmal haben wir die physiologischen Gelenkgeräusche, die quasi normal und beschwerdefrei sind und die pathologischen Gelenkgeräusche, die eben Probleme machen.

Physiologische Gelenkgeräusche im Kniegelenk

Hierzu gehören das Knacken, was ich vorhin erwähnt habe, was durch eine ruckartige Bewegung entsteht. Das Knirschen im Knie z. B. an der Plica, einem leicht veränderten Meniskus oder an einem hypermobilen Meniskus. Sowie Schnappgeräusche, die durch Bänder und Sehnen entstehen. All diese Geräusche sind vollkommen normal und unbedenklich.

Eine vierte Kategorie von physiologischen Gelenkgeräuschen sind Gelenkgeräusche, die nach einer Operation entstehen.

Interessant dabei ist, dass die Gelenkgeräusche in der Regel schon vorher da waren, aber durch eine Operation der Fokus auf das entsprechende Gelenk, z. B. das Knie, gelegt.

Plötzlich nehmen die Leute die Geräusche wahr. Dabei haben die Geräusche gar keine negative Bedeutung, denn sie waren schon immer da, aber jetzt liegt der Fokus eben da drauf. Aus dem Grund machen sich viele Leute Sorgen, obwohl sie es eigentlich nicht müssten.

Pathologische Gelenkgeräusche (Arthrose, Knieschmerzen…).

Diese entstehen unter anderem durch Abbauprozesse im Gelenk. Klassisches Beispiel dafür ist die Arthrose, bei der ein Knorpelschaden entsteht.

Ansonsten führen starke Verletzungen des Meniskus auch zu pathologischen Gelenkgeräuschen.

Ein weiterer häufiger Punkt ist eine übermäßige Beweglichkeit der Kniescheibe infolge einer Instabilität. Diese übermäßige Beweglichkeit der Kniescheibe führt dann eben auch dazu, dass sowas wie ein Knirschen im Knie stattfindet.

Zudem gibt es auch noch pathologische Veränderungen der Plica. Vielleicht hast du schon mal das Plica-Syndrom gehört. Dabei kann es eben auch zu Gelenkgeräuschen kommen.

Zuletzt gibt es noch pathologische Gelenkgeräusche, die nach einer Operation entstehen.

Auch das ist nicht allzu selten. Diese Geräusche entstehen, wenn die Gelenkführung z. B. nicht mehr genauso ist wie davor oder andere Strukturen jetzt aneinander reiben auf eine Art und Weise, die eben ein Geräusch erzeugt.



Ist das Gelenkgeräusch nun physiologisch oder pathologisch?

Die einfachste Stütze hierfür ist, dass du auf Schwellung und auf Schmerzen achtest. Wenn das Gelenkgeräusch mit Knieschmerzen und oder Schwellung einhergeht, dann ist es vermutlich pathologisch und sollte näher von einem Orthopäden untersucht werden.

Wenn du überhaupt keine Schmerzen und keine Schwellung hast, dann ist es höchstwahrscheinlich physiologisch und du brauchst dir überhaupt keinen Kopf zu machen.

Ansonsten ist es auch sehr häufig so, dass es einen klaren Auslöser von pathologischen Gelenkgeräuschen gibt.

Angenommen du hattest eine OP, einen Meniskusriss oder sonst was in die Richtung. Haben die Gelenkgeräusche erst danach angefangen, dann kannst du es ziemlich eindeutig auf diesen Auslöser zurückführen.

Eine weitere Hilfe ist es, darauf zu achten, ob die Geräusche reproduzierbar sind, also ob du es immer wieder durch die gleiche Belastung, durch die gleiche Bewegung auslösen kannst oder ob das sehr variabel ist.

Wenn das Gelenkgeräusch sehr variabel ist, dann ist es höchstwahrscheinlich komplett unbedenklich. Wenn du es konkret reproduzierbar immer wieder bei der gleichen Bewegung auslösen kannst, ist es wahrscheinlich pathologisch.

Ansonsten gibt es auch noch Tests wie das Handauflegen aufs Knie und dann das Bein strecken und beugen. Schaut man sich aber die Studienlage dazu an, dann schneiden diese Tests sehr schlecht ab.

Wenn du es ganz genau wissen willst, gibt es mittlerweile aber auch sehr objektive Messverfahren, wie Vibrationsgeräte oder Luftmikrofone, mit denen man eben das Geräusch genau messen kann.

Dabei kann man dann Zusammenhänge mit einer Arthrose erkennen. Wenn das Geräusch lauter ist, länger anhält und eine höhere Frequenz hat, dann spricht das für ein pathologisches Gelenkgeräusch.

Nachteile von diesen objektiven Messverfahren sind aber, dass sie nicht so gut verfügbar sind. Außerdem sind die Geräte auch relativ fehleranfällig für Vibrationen und Geräusche von außerhalb.

Wie sollte man am besten damit umgehen?

Bei physiologischen Gelenkgeräuschen hast du deinen Soll jetzt erfüllt. Da ist das Wichtigste eine Aufklärung darüber, dass die Gelenkgeräusche nicht schlimm sind. Also kannst du jetzt einfach machen, was du willst.

Bei pathologischen Gelenkgeräuschen kommt es natürlich darauf an, was die Ursache für das Geräusch ist.

Bei Arthrose spielt die Reduktion von Entzündungen, sowie die Kräftigung der umliegenden Strukturen, wie der Muskulatur ums Kniegelenk eine große Rolle.

Wenn du eine pathologische Plica hast, dann probiert man es in der Regel erstmal mit konservativer Therapie in Form von Übungen. Sollte das nicht helfen, dann kann man sie auch operativ entfernen lassen.

Bei einer Instabilität der Kniescheibe ist auch hier die Methode der Wahl, erstmal konservativ dranzugehen und insbesondere mit Kräftigungsübungen für die Oberschenkelvorderseite zu arbeiten.

Erst ,wenn du damit überhaupt nicht mehr weiterkommen solltest, kommen dann OP-Verfahren infrage.

Bei Geräuschen, die durch Verletzungen am Meniskus entstehen, sollte man schauen, wie stark die Verletzung des Meniskus ist. Dementsprechend muss man abwägen, ob man dort operativ was machen muss, damit dieses Geräusch nicht mehr entsteht oder ob sich das Geräusch alleine mit der Zeit wieder gibt.

Zuletzt zu den Gelenkgeräuschen, die nach einer OP entstehen.

Hier konnte man feststellen, dass insbesondere Leute, die sehr hohe Erwartungen an eine OP haben, häufig unzufrieden danach sind und sich sehr stark einschränken, wenn Gelenkgeräusche entstehen.

Deswegen ist es extrem wichtig, sich einmal darüber zu informieren, dass eben Gelenkgeräusche stattfinden können. Das hast du jetzt bereits gemacht.

Oder wenn du als Dienstleister:in arbeitest, dass man dann die Patient:innen darüber informiert, dass es sehr häufig vorkommt, dass Gelenkgeräusche danach entstehen und dass es nicht automatisch bedeuten muss, dass irgendwas Schlimmes passiert ist.

Wenn diese Aufklärung über die Gelenkgeräusche aber stattgefunden hat und sie dennoch auftreten und eventuell pathologisch sind, dann muss man natürlich genauer schauen. Lag es entweder am OP-Verfahren, an der Reha, oder welche anderen Gründe hat es, dass diese Geräusche jetzt nach der OP entstanden sind.Da kann ich dir jetzt natürlich keine klare Empfehlung geben.

Ich hoffe der Blog Artikel hat dir dabei geholfen zu verstehen, warum Geräusche wie das Knirschen im Knie entstehen.

Falls du aktuell Schmerzen unterhalb der Kniescheibe hast, dann schau dir jetzt am besten diesen Artikel an.



Literatur

  • Demoulin, C., Baeri, D., Toussaint, G., Cagnie, B., Beernaert, A., Kaux, J. F., & Vanderthommen, M. (2018). Beliefs in the population about cracking sounds produced during spinal manipulation. Joint bone spine85(2), 239–242. https://doi.org/10.1016/j.jbspin.2017.04.006
  • De Oliveira Silva, D., Pazzinatto, M. F., Priore, L. B. D., Ferreira, A. S., Briani, R. V., Ferrari, D., Bazett-Jones, D., & Azevedo, F. M. (2018). Knee crepitus is prevalent in women with patellofemoral pain, but is not related with function, physical activity and pain. Physical therapy in sport : official journal of the Association of Chartered Physiotherapists in Sports Medicine33, 7–11. https://doi.org/10.1016/j.ptsp.2018.06.002 
  • Kawchuk, G. N., Fryer, J., Jaremko, J. L., Zeng, H., Rowe, L., & Thompson, R. (2015). Real-time visualization of joint cavitation. PloS one10(4), e0119470. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0119470 
  • McCoy, G. F., McCrea, J. D., Beverland, D. E., Kernohan, W. G., & Mollan, R. A. (1987). Vibration arthrography as a diagnostic aid in diseases of the knee. A preliminary report. The Journal of bone and joint surgery. British volume69(2), 288–293. https://doi.org/10.1302/0301-620X.69B2.3818762
  • Robertson, C. J., Hurley, M., & Jones, F. (2017). People’s beliefs about the meaning of crepitus in patellofemoral pain and the impact of these beliefs on their behaviour: A qualitative study. Musculoskeletal science & practice28, 59–64. https://doi.org/10.1016/j.msksp.2017.01.012
  • Song, S. J., Park, C. H., Liang, H., & Kim, S. J. (2018). Noise around the Knee. Clinics in orthopedic surgery10(1), 1–8. https://doi.org/10.4055/cios.2018.10.1.1

Gino Lazzaro

Gino Lazzaro

Gino hat einen Masterabschluss in Sportphysiotherapie. Sein Hauptfokus liegt darauf, Sportler:innen zu helfen, die seit mehr als drei Monaten Schmerzen haben, damit sie wieder ihrem Sport nachgehen können. Wenn du das erreichen möchtest, kannst du dich hier bewerben.

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